Lass die Sau raus!

Hof-Sonnenweide
Since 08/2023 62 Episoden

#58 Insektengeflüster mit Dominique Zimmermann

Über das verborgene Leben auf sechs Beinen

25.10.2024 59 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wir plaudern mit Dr. Dominique Zimmermann über die faszinierende Welt der Insekten. Insekten bauen Nester mit Klimaanlage, züchten Pilze, versklaven verwandte Arten und ziehen zum Überwintern in den Süden. Ihre Artenvielfalt und ihre Anzahl übensteigen die ALLER anderen Tiere auf dem Land.Sie sind also nicht unsere unscheinbaren Mitbewohner, sie sind die Mehrheit, und als solche spielen sie eine entscheidende Rolle für unser Ökosystem. 

Wir plaudern mit Dr. Dominique Zimmermann über die faszinierende Welt der Insekten. Insekten bauen Nester mit Klimaanlage, züchten Pilze, versklaven verwandte Arten und ziehen zum Überwintern in den Süden. Ihre Artenvielfalt und ihre Anzahl übensteigen die ALLER anderen Tiere auf dem Land.Sie sind also nicht unsere unscheinbaren Mitbewohner, sie sind die Mehrheit, und als solche spielen sie eine entscheidende Rolle für unser Ökosystem.


Das Buch von Dr. Dominique Zimmermen:
Insektengeflüster
https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1070030199?ProvID=10907922&gad_source=1&gbraid=0AAAAADvw_BUOhswKyM386EB773TkBD-PR&gclid=CjwKCAjwg-24BhB_EiwA1ZOx8snNYY4UXcVPMDUv7rukxgbP_Zn9ZJqivC8BnPaoy1On_qRYZk0SaxoCSNsQAvD_BwE&gclsrc=aw.ds

Sten Nadolny
Die Entdeckung der Langsamkeit:
https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1000347580

Edgar und die Schabe (Men in Black)
https://www.youtube.com/watch?v=Hcr7Ro_TXj4

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Lass die Sau raus! Playlist:
https://open.spotify.com/playlist/3Dr5ZWnsk3F4Lsw8gZJmeU?si=54ac3df2e0da4f18

Einstürzende Neubauten, The Garden:
https://open.spotify.com/intl-de/track/4AIDG8oQzGYqnr6v01f8i5?si=55e05acb31ea48d0

Ludwig Hirsch, Die Gelse
https://open.spotify.com/intl-de/track/4OtxyCKrGwAMAQABeMmWAD?si=7280ac94f352430e

Soundeffekte:
Pixabay

Fotocredit Titelfoto: Jan Engelhardt

Credit des Titelsongs:
The Green Orbs  - Dancing on Green Grass


Transkript

Andi
00:00:00
Um Gewicht her ist es so, dass alle Insekten zusammen etwa so viel wiegen, wie alle Menschen und ihre Säugetier-Nutztiere, also Kühe, Schweine und so weiter, Ziegen, zusammen. Jeder Kaffee, den wir trinken, jede Blüte, aus der Kaffeebohne am Ende entstanden ist, wurde irgendwann von einer Biene bestäubt. Und es ist uns überhaupt nicht bewusst. Jeder Apfel, den wir essen, ist von einem Insekt bestäubt. Wir profitieren auf so vielfältige Art und Weise. 75 Prozent aller Nutzpflanzen sind Insekten bestäubt.
Music
00:00:37
Dominique
00:00:41
Lasst die Sau raus!
Elisabeth
00:00:43
In diesem Podcast geht es um tierisch interessante Persönlichkeiten.
Dominique
00:00:47
Aber auch um Menschen, die Schönheit der Natur und ein kleines Paradies namens Hof Sonnenweide.
Elisabeth
00:00:52
Wir berichten über unsere Erlebnisse am Lebenshof, plaudern über Themen, die uns gerade bewegen und laden spannende Menschen zum Gespräch. Herzlich willkommen bei Lass die Sau raus, dem Podcast vom Lebenshof Sonnenweide mit Elisabeth und Andreas Nussbaumer. Wir lassen heute wieder die Sau raus und euch bei der Hoftür rein. Grüß dich.
Dominique
00:01:17
Ja, Hallihallo auch von mir.
Elisabeth
00:01:18
Ja, wenn wir normalerweise über Tiere sprechen, dann denke ich mir an Hunde und Katzen und vielleicht auch Schweinderl und Enten und Gänse und Nandos und Pfauen und Tauben und Rinder, Schafe und was das alles auf unserem Hof. Kreucht und fleucht, wir sagen immer, es sind ungefähr 150. Aber das stimmt ja so nicht, weil eigentlich haben wir Millionen von Tieren, nämlich die Insekten, die es bei uns ja auch noch gibt. Und stellvertretend für all diese Insekten haben wir heute einen besonderen Gast, nämlich die Frau Dr. Dominik Zimmermann. Herzlich willkommen. Danke fürs Dasein.
Andi
00:01:51
Danke für die Einladung.
Dominique
00:01:54
Ja, ich habe mich natürlich jetzt beschäftigt mit deinem Gebiet. Und wir haben immer schon angehängt, ja, jetzt haben wir jemanden, jetzt haben wir eine Insektenforscherin. Aber ich habe das total schwierig gefunden, weil in deinem Buch steht, es gibt ca. Schätzungen zwischen 5,5 Millionen und eventuell sogar 7 Millionen Insekten. Wie kriegt man da einen Überblick? Wie funktioniert das?
Andi
00:02:16
Überhaupt nicht. Es sind aktuell über eine Million Insektenarten bekannt und bekannt heißt von der Wissenschaft eben beschrieben in einer Veröffentlichung. Und in einem der Museen weltweit mit mindestens einem Exemplar hinterlegt. Und man geht aber davon aus, dass das erst circa 20 Prozent der tatsächlichen Insektenvielfalt auf der Erde sind. Also das heißt, wir wissen eigentlich gar nichts über die Insektenvielfalt der Erde, über die Artenvielfalt. Aber auch bei dieser einen Million Arten, also ich meine, das ist immer so lustig, wenn man Insektenforscherin ist. Dann sagt jeder, ich habe da ein Insekt, was ist das? Also ich kenne nicht mal die Insekten Österreichs alle. Also man kennt sich, als Insektenforscherin ist man eigentlich auf ein sehr kleines Gebiet beschränkt und es gibt halt jeder auf ein anderes und so ergibt sich dann das gesamte Bild.
Dominique
00:03:15
Was ist deine Spezialisierung?
Andi
00:03:18
Also ich bin im Museum für Stechimmen, also für Bienen, Wespen, Ameisen verantwortlich, verantwortlich für Hautflügler, wobei jetzt eben seit heuer haben die Hautflügler zwei Stellen und zwar ist eine zweite eröffnet worden für die parasitischen oder parasitoiden Hautflügler. Das sind die, die keinen Stachel haben, sondern eine Legeröhre und die oft in der biologischen Schädlingsbekämpfung verwendet werden, weil die eben andere Insekten parasitieren. Also zum Beispiel gibt es eben kleine Wespen, die man gegen Motten kaufen kann oder welche, die in der biologischen Landwirtschaft verwendet werden. Und das ist ganz spannend, weil aktuell sind ja innerhalb der Insekten die artenreichste Gruppe die Käfer mit den meisten beschriebenen Arten. Aber es gibt Arbeiten, die recht glaubhaft zeigen oder darlegen, dass möglicherweise genau diese parasitischen Hautflügler die artenreichste Gruppe der Erde sind. Und da ist nämlich erst ein minimaler Bruchteil bekannt, weil sie sind fast alle winzig klein, also viele sind nur ein Millimeter. Und ich meine, wenn man jetzt an einen Käfer denkt, die meisten Käfer sind, also ein Großteil der Käfer ist kleiner als die, die man kennt, aber im Verhältnis zu diesen parasitischen Wespen sind sie doch groß und attraktiv. Und Käfer sind einfach schon immer gesammelt worden von Sammlern und entsprechend waren sie in den Museen und sind aufgearbeitet und beschrieben worden. Während niemand sammelt eine 0,5 Millimeter große Wespe und legt eine Sammlung an. Also die werden eigentlich erst heutzutage nach und nach erforscht und da findet man auch sogar in Deutschland sind jetzt in den letzten Jahren einige neue Arten entdeckt worden und nicht nur in den Tropen. Und genau, und da sind, ich weiß nicht, wahrscheinlich noch 95 Prozent aller Arten unbekannt in dieser Gruppe. Und deswegen, also um dem Rechnung zu tragen, ist eben bei uns eine neue Stelle eben für genau diese parasitischen Wespen eröffnet worden. Da habe ich jetzt eine neue Kollegin. Und für alle anderen Bienenwespenarmessen bin ich verantwortlich.
Elisabeth
00:05:32
Aber das heißt, wir brauchen viel, viel mehr Insektenforscherinnen und Insektenforscher. Da gibt es noch viel zu entdecken da draußen.
Andi
00:05:38
Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Also das ist auch ein ganz großes Thema. Wie man damit umgeht, dass wir so wenig wissen über diesen Planeten. Also ich meine, man weiß teilweise mehr über den Weltraum als über das Leben auf der Erde, das ja irgendwie dafür sorgt, dass wir auch hier existieren können. Und ja, also wie geht man damit um, dass man 80 Prozent noch nicht kennt, dass sehr viele Arten aussterben. und das ist fix so, bevor wir jemals erfahren haben, dass sie existieren. Also es bräuchte halt viel, viel mehr Mittel, um das irgendwie in einem schnelleren Tempo aufzuarbeiten oder verzichten wir auf die Genauigkeit und sagen jetzt, okay, es genügt jetzt eine genetische Identifikation. Also es ist ein ganz großes Thema in der Biologie, wie man damit umgeht, aber de facto bräuchte man eigentlich viel, viel mehr Mittel in der Forschung, um da schneller voranzukommen. Also es gibt viel zu wenig InsektenforscherInnen.
Dominique
00:06:48
Was hat denn die getriggert sozusagen, was hat die dazu gebracht? Das war, glaube ich, nicht deine Ursprungsintention im Studium.
Andi
00:06:57
Ja, das stimmt. Ja, ich bin tatsächlich erst im Studium auf Insekten gekommen. Also tatsächlich, als ich angefangen habe zu studieren, habe ich mir gedacht, ja, Humanbiologie interessiert mich total. Oder wie der Mensch tickt. In der Zoologie-Vorstellung war schon mal so ein Aha-Erlebnis, weil Zoologie fahren habe ich echt immer mit Säugetieren assoziiert. Also mit Zoo. Und dann habe ich gedacht, ja, langweilig, ich will ja kein Mädchen sein, dass jetzt Säugetiere erforscht, wo man schon viel war. Und dann war so mal das Aha-Erlebnis, boah, so viele Tierstämme gibt es auf der Erde, von denen ich noch nie was gehört habe. Ich meine, überhaupt auch im Meer. Also so eine unglaubliche Formenvielfalt. Also das war schon mal das eine Aha-Erlebnis. Und dann, ich meine, bei den Insekten ist es ähnlich, dass es eben diese unglaubliche Vielfalt gibt. Man kann aus dem Vollen schöpfen. Also eigentlich, es ist fast egal, was man bei Insekten erforscht. Es ist noch so wenig bekannt, dass man jetzt auch, ja, dass man jetzt auch...
Dominique
00:08:01
Du kannst ja was Neues entdecken sozusagen.
Andi
00:08:02
Ja, man kann auch sehr viel Neues entdecken. Man muss sich nicht wahnsinnig ins Detail gehen. Ich muss jetzt nicht das Gelenk eines, keine Ahnung, Äffchens untersuchen. Wobei ich jetzt mittlerweile weiß, dass auch bei den Säugetieren kann man noch sehr viel erforschen. Aber damals war halt mein Weltbild noch ein bisschen eingeschränkt. Und bei Insekten kann man halt noch so unendlich viel erforschen. Und gleichzeitig kann man auch sehr viel anhand von Insekten erforschen. Also alle, sage ich jetzt mal, Muster, Verbreitungsmuster. Ob man jetzt zum Beispiel eben die Effekte des Klimawandels von der Verbreitung der Insekten, ob man jetzt die Muster der Verteilung von Vielfalt, wo ist die größte Artenvielfalt, was hat das mit Insekten zu tun. Also man kann sehr viele Fragestellungen anhand von Insekten beantworten. Plus sie sind halt überall, das ist schon auch cool. Insekten sind überall vor der Haustür, sie sind irgendwie auch sehr nahbar.
Dominique
00:08:52
Aber finde ich es sehr spannend. Was meinst du damit genau?
Andi
00:08:56
Mit nahbar? Naja, also ich finde Insekten sind so Lebewesen, die man erst einmal meistens nicht wahrnimmt. Und wenn man dann aber mal anfängt, sie wahrzunehmen….
Elisabeth
00:09:09
Dann sind sie überall.
Andi
00:09:10
Dann sind sie überall und dann sind aber auch überall Geschichten, sage ich jetzt mal. Überall verschiedene Insekten, mit denen man sich auseinandersetzt, also vor der Haustür, die eigentlich coole Geschichten mit sich herumtragen, sage ich jetzt mal. Und gerade heutzutage ist es halt extrem cool, weil es sehr faszinierend für mich hinsichtlich künstlicher Intelligenz, dass es jetzt schon Apps gibt, wo man anhand eines Fotos Insekten ziemlich gut bestimmen kann. Und ich habe eben vorher erwähnt, dass es so schwierig ist, wenn man sich mit Insekten beschäftigt, dass man eben keinen weltweiten Überblick haben kann. Und in allen Gruppen, in denen ich mich aber nicht so gut auskenne, kann ich jetzt eben ein Foto machen und das zum Beispiel auf iNaturalist, also so eine App, hochladen. Und er sagt mir mit ziemlich guter Trefferquote, was das ist. Und er sagt mir jetzt nicht immer die Art, also je nachdem, weil man die Art auch nicht immer anhand eines Fotos bestimmen kann.
Elisabeth
00:10:14
Aber man kann es eingrenzen.
Andi
00:10:15
Genau, so gut man es anhand eines Fotos bestimmen kann. Also bei manchen Arten erkennt man die Art eindeutig und er sagt immer die Art. Und bei manchen, keine Ahnung, winzigen Rüsselkäfern sagt er mir die Unterfamilie. Also wo es halt dann 70 oder 50, keine Ahnung, in Österreich auch aus der Gruppe gibt. Aber da sagt man dann immerhin, das ist so und so ein Rüsselkäfer. Und dann kann ich eben mit dieser Info mich weiter vortasten und schauen, aha, okay, was ist das für ein Insekt? Und warum kommt das jetzt da vor, wo ich es gefunden habe? Und was macht das da? Oder warum ist das auf der Pflanze? Ist das spezialisiert? Oder was weiß ich. Und ja, und ich meine, Insekten haben schon auch sehr, sehr coole, sag ich jetzt mal, Geschichten. Also wie sie sich entwickeln oder wie komplex sie eben mit der Natur auch interagieren, in Verbindung stehen. Also was weiß ich, was sie jetzt genau brauchen, was ihre Larven brauchen und dann müssen sie irgendwo hin und dann verpuppen sie sich und dann schlüpfen sie und dann müssen sie... Wie auch immer, das ist halt für jede Art anders und das finde ich aber schon cool, wenn man sich da ein bisschen einlässt auf dieser Welt. Also ich glaube, das kann sehr bereichernd sein, wenn man auf diese Weise die Vielfalt der Lebewesen, die einen umgibt, um sich herum besser kennenlernt.
Dominique
00:11:27
Du hast ja in deinem Buch auch einige Dinge, das hat mich total fasziniert. Also das eine war jetzt einmal das Kapitel über die Architektur. Und das andere, das hat mich eigentlich noch mehr fasziniert, ist, dass ein Entwicklungsschritt der Insekten war, dass sie von Pflanzenfressern zu Fleischfressern, kann man das so sagen, wurden. Kannst du das ein bisschen erläutern?
Andi
00:11:51
Genau.
Dominique
00:11:52
Der Antiveganer sozusagen.
Andi
00:11:54
Ja, das war tatsächlich, also bei den Hautflüglern, Biene, Wespen, Ameisen. Also das sind eben die ganz ursprünglichen, sage ich jetzt mal, sind die sogenannten Pflanzenwespen. Da gibt es bei uns, ist die bekannteste, die Holzwespe. Das ist auch eine recht große Wespe, die ist so auch schwarz-gelb, aber schaut nicht genauso aus wie die klassische Wespe. Die haben noch keine Wespenteilie und eben eine Legeröhre und die legen eben die Eier in oder auf Pflanzen, entweder auf Blätter oder in Holz und die Larven ernähren sich eben von pflanzlicher Substanz. Und dann, das ist total spannend, dann ist irgendwann der Übergang passiert zu tierischer Nahrung und es gibt eine einzige Gruppe auf der Welt, also die hat weltweit nur 100 Arten, was jetzt wenig ist für eine Großgruppe innerhalb der Insekten, die sogenannten Orosider.
Elisabeth
00:12:55
Das merken wir uns.
Andi
00:12:57
Da gibt es eine heimische Art. Und die haben wahrscheinlich den Übergang so geschafft, dass dann eben die Wespen die Eier nicht mehr, also schon ins Holz gelegt haben, aber ins Holz dorthin, wo schon eine andere Larve das Holz quasi frisst. Weil ja diese tierische Proteine oder tierische Nahrung ist ja viel kalorienenergiereicher. Und wenn jetzt die eine Larve dann die andere Larve frisst, statt nur das Holz, dann kann sie viel schneller wachsen und sich viel schneller entwickeln und hat dadurch halt einen riesigen Vorteil. Weil je schneller sie sich entwickelt, umso weniger ist sie halt, was weiß ich, umso... Schneller kann die Population wachsen etc. Also das ist halt ein Vorteil aus evolutionärer Sicht. Also die Gruppe ist auch noch gar nicht so gut erforscht. Die legen eben die Eier nach wie vor wahrscheinlich gar nicht direkt auf die Larve, sondern in die Nähe von anderen Larven und die Larven fressen dann vielleicht sogar auch immer noch ein bisschen pflanzliche Substanz und dann aber halt die andere Larve. Und dann ist eben die große Erfindung der Wespenteile erst gekommen. Oder Erfindung. Dann hat sich die Wespenteile entwickelt. Die den riesigen Vorteil hat, dass sich halt das Tier, also vor allem bei Schlupfwespen, wenn man die kennt, die haben so eine lange Legeröhre und da gibt es so Fotos, wenn man die googelt, dann sieht man auf den Fotos, wo die so wie so ein Dreieck oder der vordere Teil des Körpers nach oben schaut und der Hinterleib so nach unten und dann so die Legeröhre so nach unten direkt ins Holz sticht. Und durch diese Wespenteile ist sie halt viel beweglicher und kann das Ei ganz genau positionieren. Also die tut vorher halt irgendwie abtasten, abhören, wo ist da eine Beute? Und dann tut sie das ganz genau eben positionieren. Oder eben, wenn sie die Eier auf oder in andere Insekten, Larven zum Beispiel, legen, dann ist das auch an einer bestimmten Stelle und dann ist auch diese Beweglichkeit ein Riesenvorteil. Also das war dann die Erfindung der Wespenteige. Und dann sind eben die Stechimmen daraus entstanden. Also dann hat sich aus dieser Legeröhre ein Stachel.
Dominique
00:15:24
Die Legeröhre wird auch ausgefahren?
Andi
00:15:27
Ja, das ist unterschiedlich, ja, aber die wird ein bisschen auch ausgefahren, genau. Also die sieht man normal schon auch immer ein bisschen, also die ist auch mehrteilig, aber ja, da wird auch noch was ausgefahren. Genau, und dadurch hat sich dann der Stachel entwickelt, den wahrscheinlich alle kennen. Aber eben, weil es aus der Legeröhrer entstanden ist, haben auch immer nur die Weibchen einen Stachel. Also es gibt keine Wespenmännchen mit Stachel.
Elisabeth
00:15:54
Mein ganzes Leben lang schon versuche ich die Antwort darauf zu finden, warum stechen nur die Mädels.
Dominique
00:16:01
Bei Wespen habe ich das nicht gewusst. Bei Bremsen war es mal bekannt, mit denen sind wir mehr konfrontiert als mit Wespen. Bei uns da mit den Tieren. Sehr interessant.
Andi
00:16:09
Genau, also bei den ganzen Hautflügelen, also eben der Stachel ist aus der Legeröhrer entstanden. Und das ist dann wieder ein riesiger Vorteil gewesen für die Entstehung von sozialen, von Völkern, von sozialen Arten, die eben vor allem, also außer den Termiten, wie du vorher schon genannt hast, eben vor allem innerhalb der Hautflügler, weil ein einzelnes Insekt zu erbeuten ist eine Sache. Aber ich sage jetzt so ein, überhaupt wenn man jetzt an eine Honigbiene denkt, ein Honigbienenvolk, also mit der ganzen Brut drinnen und dann vielleicht auch noch einem Honig, aber auch ohne Honig schon allein die ganze Brut, das ist schon auch für ein Säugetier eine ganz schöne Nahrungsration, also durchaus auch eben für Bären oder Dachse oder andere Säugetiere relevant. Und also ohne richtig wehrhaft zu sein, muss man mit sowas gar nicht anfangen. Also diese Wehrhaftigkeit durch den Stachel war einer der Faktoren, die eben die Entstehung einer sozialen Lebensweise, also dieser Völker, sehr begünstigt hat.
Elisabeth
00:17:23
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Dominique
00:18:09
Aber der Stachel ist ja jetzt dann nicht nur zur Verteidigung, sondern Sie legen, oder ich täusche mich, legen Sie dem Stachel nicht auch in Tiere hinein?
Andi
00:18:18
Nein, das ist eben bei den Parasitischen, die die Legeröhre haben. Da legen Sie die Eier eben oft in andere, sage ich jetzt mal, meistens Larven hinein. Also die Parasitischen oder Parasitoid nennt man das, wenn der Wirt zwangsläufig zum Tode kommt. Immer stirbt.
Dominique
00:18:38
Aber das ist eine Legeröhre und kein Stachel.
Andi
00:18:40
Genau, das ist die Legeröhre.
Dominique
00:18:41
Ich habe mir gedacht, das ist halt so quasi, dass man halt bei Käfern oder sonst irgendwelchen Ketieren, dass man reinstechen kann und dann die Eier reinlegt.
Andi
00:18:48
Nein, nein, nein, gar nicht. Ja, aber diese Lebensweise, doch, es gibt eine sehr ähnliche Lebensweise, die bei sehr vielen, also eben weil bei den Wespen, wir kennen die sozialen Wespen, aber ein Großteil aller Wespenarten lebt ja auch einzeln. Die kennen wir nur nicht so gut, weil die nicht in so großer Anzahl vorkommen und uns deswegen weniger auffallen. Und die haben sehr oft eine auch recht brutale Lebensweise. Die jagen nämlich andere Insekten und lähmen sie dann und legen dann aber das Ei drauf. Also nicht hinein, sie legen nicht mit dem Stachel das Ei hinein, sondern das Ei außen drauf. Also die Eierplageöffnung ist dann eben auch nicht mehr am Ende des Stachels, sondern eine Neuöffnung quasi. Aber ja, es ist halt recht brutal, weil das Insekt ist dann gelähmt und dadurch bleibt es aber länger frisch.
Dominique
00:19:41
Also das war wirklich so halb grauslich faszinierend, weil das ist ja voll ausgeklüngelt und perfide eigentlich.
Andi
00:19:50
Ja, eigentlich schon. Also da gibt es...
Elisabeth
00:19:52
Weißt du, und wir haben uns gedacht, die Schabe aus Man in Black, die das Egger-Kostüm anzieht, das ist grauslich, aber das, was du erzählst, ist es viel schlimmer.
Andi
00:20:02
Ja.
Elisabeth
00:20:05
Egger.
Dominique
00:20:07
Das kennt jetzt wahrscheinlich die Hälfte unserer Zuhörer wieder nicht.
Elisabeth
00:20:09
Schaut euch bitte den Film an Man in Black.
Dominique
00:20:12
Im ersten Teil.
Andi
00:20:13
Im ersten Teil, ich habe ihn gesehen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, muss ich das sehen. Aber wurscht. Ich werde es nochmal nachsehen.
Elisabeth
00:20:21
Gut, zurück zum Thema.
Dominique
00:20:22
Genau, du würdest erzählen, es gibt irgendwie ganz besonders perfide.
Andi
00:20:26
Also ja, nein, die sind alle ziemlich perfide. Nein, was ich erzählen wollte, ist, also eben in der Wissenschaft ist es ja schon so, also ich habe vorher schon gesagt, man kann eigentlich recht viele Arten nicht auf die Schnelle, auf Art bestimmen. Und wenn man dann wissen will, wo eine Art vorkommt, dann entnehmen wir ein Tier im Dienste der Wissenschaft und das wird dann oft sehr kritisch bei euch. Ihr wollt Insekten schützen und dann tötet ihr Insekten. Sag ich jetzt mal, abgesehen von der Tatsache, dass ich mir am Leben wahrscheinlich nie so viele Insekten töten werde können, wie in einem Bauprojekt oder eben, wenn man eine Fläche versiegelt, dort nicht existieren können. Aber eigentlich wollte ich die Geschichte erzählen, es hat immer ein Forscher gegeben, der eben Grabwespen erforscht hat und er gemeint hat, ja, ihr sagt es mir, ich töte die Insekten, aber mit jeder Grabwespe, die ich töte, erspare ich zahlreichen anderen Insekten einen weitaus grausameren Tod.
Elisabeth
00:21:34
Es kommt immer nur darauf an, von welcher Seite man es betrachtet.
Andi
00:21:38
Ja, naja.
Dominique
00:21:40
Aber vielleicht das zweite Thema war eben die Architektur, das du recht genau beschrieben hast. Kannst du uns da ein bisschen was darüber erzählen? Das habe ich sehr spannend gefunden.
Andi
00:21:50
Also ich meine, das ist ja extrem faszinierend. Also eben die Meister unter den Architekten, die ich eben im Buch auch genau schreibe, sind die Termiten. Also die kommen jetzt bei uns, ich sage jetzt mal, zum Glück nicht vor. Oder weil die schon auch manche Arten ziemliche Schäden anrichten an Häusern und so weiter. Aber sie sind, das kennt man vielleicht auch aus Dokus, diese riesigen Termitenbauten. Und okay, ich meine, die sind jetzt per se schon faszinierend, wenn man sich vorstellt, dass so ein winziges oder so ein Volk so winziger Insekten so ein riesiges Bauwerk erbaut. Aber das Orge ist, da gibt es eben Arten, die züchten darin Pilze und die Arten selber, die wären gar nicht so hakelig, sage ich jetzt mal, was die Temperatur betrifft. Aber die Pilze sind extrem hakelig. Also die brauchen jetzt eine ganz konstante Temperatur von um die 30 Grad und auch eine ganz konstante Luftfeuchtigkeit, um zu gedeihen. Und die Termiten, ich meine, sie fressen auch andere Sachen und können aber so gewisse Substanzen, also ich glaube so holzartige Substanzen selber nicht nutzen, also verdauen und scheiden das eben aus. Und der Pilz wächst dann eben auf diesen Ausscheinungen. Sie können dann den Pilz fressen, also das ist eine Symbiose. Und damit dieser Pilz da wächst, braucht es aber eben diese perfekten Bedingungen. Und die schaffen es, so einen Thermitenbau so zu konstruieren, dass der perfekt klimatisiert ist. Nur durch die Architektur, sage ich mal, oder durch die Bauweise, durch ein System aus Schächten und Röhren, wo sich dann eben auch die Luftströmung verändert von Tag zu Nacht, je nachdem, wo die Sonne drauf scheint und wo es beheizt wird. Und das Faszinierende ist ja, Also woher wissen die, was sie bauen, wie sie sowas konstruieren?
Dominique
00:23:51
Gibt es ein Mastermind?
Andi
00:23:53
Gibt es ein Mastermind? Also sie haben ja schon, also der Mieten haben sogar ein Königspaar, sagen wir mal eine Königin, ein Königspaar. Aber gut, die Königin ist, glaube ich, schon nochmal wichtiger hinsichtlich. Aber ja, die kann denen ja jetzt nicht ansagen, was sie da bauen sollen. Und tatsächlich sind das eigentlich ganz einfache Muster oder Verhaltensweisen, konkret Reizreaktionsketten. Und das erkläre ich jetzt noch kurz. Das ist gut untersucht bei einer Einzellebenden Wespe, die jetzt ihr Nest baut. Also die so ein Mini-Lehmnest baut, sage ich jetzt mal.
Dominique
00:24:35
Sind das die mit diesen Tontöpfchen?
Andi
00:24:38
Ja, also sowas in die Richtung, genau. Genau. Und da hat eben ein Forscher mal, war auch ganz gemein und hat ein paar Wespen ständig gestört beim Nestbau und hat halt, die muss ja, die sammeln ja, was weiß ich, ein Ton und dann bauen sie was und dann müssen sie wieder wegfliegen, neuen Ton sammeln und dann hat halt immer, wenn sie weg war, hat er das, was weiß ich, verändert oder zerstört oder sonst irgendwas und hat halt untersucht, wie reagiert die drauf. Und hat dann festgestellt, dass es eine Reizreaktionskette ist. Was bedeutet das? Dass die Wespe als erstes als Instinkt hat, okay, ich baue eine Röhre, die ist so lang, sagen wir mal, wie mein Körper. Also, was weiß ich, ein Zentimeter lang. Und sobald die dann so lang ist... Ist das der Reiz, der verursacht, dass sie ihr Verhalten ändert und dann anfängt, eine Kurve zu bauen. Und sobald die Kurve einen bestimmten Winkel erreicht hat oder was weiß ich, die Biegung, ist das wieder ein Reiz, der triggert, der hervorruft, dass sie wieder ihr Verhalten ändert und einen Trichter baut. Und er hat zum Beispiel festgestellt, okay, wenn sie schon bei dieser Kurve ist und er dann unten den einen Zentimeter entfernt, dann fällt ihr das nicht auf. Ah, okay. Aber wenn er den Trichter, wo sie gerade dran ist, wieder zurückbaut, dann macht sie einfach weiter, bis der Trichter diese Form hat, die er haben soll. Also so hat er das halt dann rekonstruiert, wie ihr Verhalten ist. Also es sind bestimmte Schlüsselreize, verursachen da was. Und im Endeffekt ist es bei den Termiten nicht anders. Also das wohl bestimmte, was weiß ich, irgendein Luftzug oder sonst. Also es ist bisher eben auch noch nicht wirklich vollständig, sag ich jetzt mal untersucht, bekannt, nachvollziehbar oder geschweigenden vorstellbar. Aber das bestimmte Umweltreize und zwar bei den sozialen Insekten in Kombination mit dem Pheromon der Königin und zum Beispiel je weiter sie von der Königin weg sind, umso schwächer wird ja das Pheromon, also da gibt es auch so Schwellenwerte und so weiter. Also diese Pheromone, die Entfernung, die Konzentration der Pheromone in Kombi mit den Umweltreizen ergeben dann eben so ein komplexes Bild.
Elisabeth
00:26:49
Ich kann immer wieder nur zitieren den Satz, den der Professor Huber gesagt hat. Are we smart enough to understand how smart animals are? Also es ist faszinierend, dass es eigentlich so einfach ist. Wahrscheinlich ist es total simpel, aber wir haben es trotzdem noch nicht durchschaut.
Andi
00:27:03
Ja, es ist vor allem auch so schwer vorstellbar. Aber es gibt ja, glaube ich, auch so Geschichten, wo sie Roboter, also eben nach dem Vorbild von Ameisen, wo sie Robotern halt ein paar Befehle geben, Wenn, dann, wenn, dann, wenn, dann und im Endeffekt die Überlagerung von ein paar solchen Befehlen ergibt dann ein scheinbar recht komplexes Verhalten. Das, was dem Ganzen zugrunde liegt, gar nicht so komplex ist. Aber es hat sich halt doch dann über Jahrmillionen Evolution hat sich halt so ein fein ausgeklügeltes System dann entwickelt, das dann perfekt an die Umwelt angepasst ist. Und das Coole ist da eben schon gerade bei den Termiten, dass die ja tatsächlich auch, da gibt es die Geschichte von einem Architekten in Südafrika, der tatsächlich ein Einkaufszentrum bauen sollte und eben eine David-Etenborough-Doku angeschaut hat und dann inspiriert war von den Termiten und versucht hat, das zu kopieren und es eben tatsächlich geschafft hat, also auf eine Klimaanlage zu verzichten und das Ganze nicht nur kostengünstiger, sondern auch viel energiesparender zu erschaffen. Als es eben konventionell der Fall wäre und wir können also von den Insekten extrem viel noch lernen und es wird auch noch untersucht, weil es hat sich dann eben irgendwann herausgestellt, okay, eigentlich war es inspiriert von den Termiten, aber eigentlich hat es nicht ganz genauso gemacht, wie ihr System funktioniert. Also er hat gedacht, er hat es genauso gemacht, aber mittlerweile weiß man die Luftzüge, wie das genauer funktioniert. Und ja, aber wir können da, also gerade in Zeiten der ökologischen Krise geht es ja schon sehr stark auch darum, wie können wir unsere Lebensweisen anpassen und vielleicht auch noch an Lebensqualität gewinnen und gleichzeitig aber ökologischer werden, mehr in Einklang mit der Natur leben, weniger Energie verbrauchen.
Elisabeth
00:29:14
Aber das ist, glaube ich, schon ein schönes Stichwort, das du jetzt gebracht hast, diese Komplexität, die wir nicht verstehen, weil wir sehen eben die Insekten eh schon mal gar nicht und wenn wir sie dann sehen, dann sind es halt irgendwie kleine schwarze Punkterl, die in der Luft herumfliegen. Aber welchen Einfluss diese kleinen schwarzen Punkte auf unser Leben in Wirklichkeit haben, auf die Lebensqualität und auch auf das Überleben, wenn man so möchte, das ist ja nochmal eine ganz eigene Geschichte.
Dominique
00:29:42
Genau, du hast ja gesagt in einem Interview, die Insekten schmeißen unser Ökosystem. Das hat mir sehr gut gefallen, der Satz. Kannst du das vielleicht ein bisschen erklären?
Andi
00:29:49
Das ist für mich auch erst in den letzten Jahren sichtbar geworden. Also ich muss sagen, dass das Schreiben des Buches war, Aber am meisten hat mir Schreiben getaugt, weil das auch so ein schöner Prozess war, in dem ich viele Dinge viel besser verstehen gelernt habe und selber sehr viel gelernt habe. Und unter anderem, also eben Insekten, ich habe schon gesagt, sie haben eine ihrer Artenvielfalt. Also weltweit sind eben zwei Millionen Arten bekannt, davon sind eben über eine Million Insekten und wahrscheinlich sind es fünf Millionen, also der Großteil der Artenvielfalt der Erde sind Insekten. Biomasse, also dann kann man sagen, vom Gewicht her ist es so, dass alle Insekten zusammen etwa so viel wiegen, wie alle Menschen und ihre Säugetier-Nutztiere, also Kühe, Schweine und so weiter, Ziegen, zusammen. Also das kann man sich auch kaum vorstellen, ist jetzt in Mitteleuropa, ist das Verhältnis wahrscheinlich anders, aber weltweit sind sie auch halt von der Biomasse ein irrer Faktor und die zwei Faktoren halt Artenvielfalt und Biomasse und auch wie lange sie halt auf der Erde schon evolviert sind, ja auch viel länger. Also die gibt es seit 400 Millionen Jahren und 100 Millionen Jahre waren Insekten die einzigen fliegenden Lebewesen auf der Erde.
Dominique
00:31:02
Das ist nur weit vor dem Dinosaurier.
Andi
00:31:04
Ja, weit, weit, weit, weit, weit. Hunderte, Millionen Jahre vor den Dinosauriern gab es schon Insekten. Und also sie sind ein irrer Faktor im Ökosystem und sie sind halt überall ein Faktor, also sowohl im Boden, also es gibt, die kennt man jetzt gar nicht, oder kaum, sogenannte Springschwänze halt. Also sie spielen, oder ich meine Ameisen sind ihre wichtige Zersetzer von organischen Stoffen, die dafür sorgen, dass halt was weiß ich, wurscht ob jetzt Kadaver, die Tiere die sterben oder die Blätter die runterfallen oder so, das muss ja alles wieder umgewandelt werden zu Nährstoffen, aus denen dann die Pflanzen wieder für ihr Wachstum heranziehen, ja. Ein Klassiker ist natürlich die Bestäubung. Und da denken viele Menschen dann gerne, ja, wir haben ja eh die Honigbiene. Aber das ist, ja, das ist, also ich meine, ja, die Honigbiene ist einfach aufgrund ihrer Menge bei uns im landwirtschaftlichen Umweltumfeld ein wichtiger Bestäuber. Aber de facto brauchen wir also wilde Bestäuber, die halt alle Wildpflanzen bestäuben und auch, aber auch für die Landwirtschaft. Also eben, ihr habt da so schöne Kaffee-Jute-Secke und ich habe da noch den Kaffee vor mir stehen. Also beim Kaffee, das ist eines meiner Lieblingsbeispiele, aber es hat mich auch so überrascht, wie ich das gelesen habe, dass man festgestellt hat. Wenn wo drei Bestäuberarten, also drei Bienenarten vorkommen, dann sind 60 Prozent der Kaffeeblüten bestäubt und wenn 20 Bestäuberarten vorkommen, 90 Prozent der Kaffeeblüten. Das heißt, egal wie hoch die Menge ist, also es ist wurscht, wenn drei Bestäuberarten in ihrer Menge vorkommen, dann wird nie so viel bestäubt wie bei einer höheren Artenvielfalt an Bestäubern. Das heißt, wir profitieren direkt von der Artenvielfalt und jeder Kaffee, den wir trinken, jede Blüte aus der Kaffeebohne am Ende entstanden ist, wurde irgendwann von einer Biene bestäubt. Und das ist uns überhaupt nicht bewusst. Jeder Apfel, den wir essen, ist von einem Insekt bestäubt. Also wahrscheinlich die wenigsten von der Honigbiene, aber natürlich ist auch die Honigbiene ursprünglich eine wilde Art. Aber ich meine, wir profitieren auf so vielfältige Art und Weise. 75 Prozent aller Nutzpflanzen sind Insekten bestäubt. Aber das ist interessant.
Elisabeth
00:33:42
Das ist das erste Mal, das ist so ein ganz plakatives Beispiel zum Thema, warum ist Artenvielfalt so wichtig, hör. Bei mir war immer so im Kopf, naja, damit es halt viel gibt und irgendwie ist es traurig und schade, wenn ein paar verschwinden, aber dass das auf dieses Ökosystem so einen großen Einfluss hat, weil eine Art alleine möglicherweise eben das nicht schafft, was, so wie du sagst, 20 andere dann hinbringen, das ist mehr.
Andi
00:34:06
Ja, und eben, und dann geht es ja noch weiter, einfach eben, wenn man sich die Masse anschaut, also eben, wir haben hier die Pflanzen, aber dann gibt es Insekten, die Pflanzen fressen, aber dann braucht das Gleichgewicht dann ja auch noch die Antagonisten, die Gegenspieler, die dann eben entweder natürlich oder Räuber sein können, also räuberische Insekten oder andere Tiere. Also Insekten sind ja auch Futter für sehr viele, sehr, sehr viele Tierarten, die man dann weitaus mehr schätzt.
Dominique
00:34:32
Ist das die Daseinsberechtigung für Gelsen?
Andi
00:34:35
Ja, ja, ja, total. Das ist, tatsächlich sind halt sehr individuenreiche Arten, die uns ja dann oft lästig werden, aber die sind dann eben wegen ihrer Biomasse, also bei Gelsen, gerade auch zum Beispiel die Gelsenlarven, die ja aquatisch leben, ja, also der...
Dominique
00:34:56
Aquatisch hast du im Wasser?
Andi
00:34:56
Also im Wasser, ja. Genau, die im Süßwasser leben, die fressen halt viele Fische und auch die Gelsen werden halt von Vögeln auf Ledermäusen.
Elisabeth
00:35:11
Das heißt, wir können auch eine Lanze brechen für diese lästigen Bremsenviecher, die wirklich, wirklich zart sind.
Andi
00:35:18
Ja, also ich meine natürlich, jede Art hat eine Funktion im Ökosystem und das ist, finde ich, da gibt es eine schöne Grafik, die ich jetzt nicht zeigen kann, aber eine Studie, die sich auch einen landwirtschaftlichen Betrieb in Großbritannien angeschaut hat, einen größeren, und die haben so eine Netzwerksanalyse gemacht. Die haben 30 verschiedene Pflanzenarten und dann verschiedene Tiere, die in irgendeiner Interaktion mit diesen Pflanzen stehen, ob jetzt als Bestäuber, ob jetzt als Pflanzerfresser oder sonst irgendwas. Und dann wieder Tiere, die mit diesen Tieren auf dieser Fläche in Interaktion stehen. Und sie haben insgesamt auf dieser Fläche 500 Arten nachgewiesen, die 1500 verschiedene Arten. Interaktionen miteinander haben und haben das in so einem Kreis dargestellt, der halt irgendwie so ein Kreis mit ganz vielen Fäden, die da gespannt sind und mich hat das so an ein Trampolin erinnert, wo ich mir denke, ja, ein Trampolin, auf dem man hoch springen kann und wenn das halt ganz viele Fäden hat, dann ist das halt sehr stabil und dann kann man hoch hinaus und dann ist es sehr produktiv und es ist eben 500 Arten und 1500 Interaktionen die wenigsten, also es ist nicht eine Pflanze von einer einzelnen Bienenart komplett abhängig. Also das Ökosystem ist schon stabil so aufgebaut, dass dann halt meistens zwei, drei, vier Arten und dann noch welche, die vielleicht ein bisschen weniger angepasst sind, aber die Rolle auch noch übernehmen könnten. Also dass es da Plan B, Plan C gibt. Aber natürlich, je mehr Arten verschwinden, umso fragiler wird das. Und wenn es dann wirklich nur noch eine Art ist, es bricht nicht sofort zusammen, wenn eine Art verschwindet. Aber es wird immer fadenscheiniger. Und im Endeffekt kann man es nicht vorhersagen. Also es gehört auch zu den Dingen, wo wir keine Ahnung, wie das Ganze funktioniert. Und es gibt schon, also sowieso jetzt sage ich jetzt mal geologisch, historisch, aber auch heutzutage Fälle, wo das dann halt einfach kollabiert und wo es dann halt kippt. Und dann ist es halt ganz schlecht und dann kann man nicht einfach wieder die Zutat hinzufügen und dann ist es wieder intakt. Also es ist schon ein bisschen ein Spiel.
Elisabeth
00:37:40
Also metaphorisch gesagt, wir rütteln da gerade ordentlich am evolutionären Watschenbaum.
Andi
00:37:45
Ja, ja.
Dominique
00:37:46
Irgendwie. Auch von dieser Richtung sozusagen, das ist nicht der einzige.
Elisabeth
00:37:50
Wir tun unser Beste, um uns selber auszurotten, auf lange Sicht. Aber gibt es etwas, was wir tun können, um dem entgegenzuwirken?
Andi
00:38:02
Ja, auf jeden Fall. Also ich meine, einerseits ist ja bei Insekten das Tolle, Ich habe mir vorher die Folge von Kurt Kottraschalz und Wölfe angehört, ich stehe auch voll auf Wölfe, aber eben Wölfe sind groß, brauchen Platz, fallen auf und so weiter. Insekten sind ja sehr bescheiden, die meisten Arten kommen auch mit kleinen Flächen zurecht, die ihren Ansprüchen genügen. Diese Ansprüche sind natürlich von Art zu Art unterschiedlich. Das heißt, also eine Faustregel gilt, je vielfältiger die Landschaft, umso vielfältiger die Artenvielfalt, die sie beherbergen kann, je mehr Kleinstrukturen. Was auch ein Grund ist, weshalb heutzutage so Vorstadtgebiete oft zu den artenreichsten Gebieten überhaupt gehören, weil die halt so viele verschiedene Strukturen auf kleinem Raum haben. Also in jedem Garten wächst was anderes, jeder hat was für sich. Ja.
Dominique
00:39:02
Also quasi vom Schotterhaufen über kahle Stellen, dann wieder ein bisschen Wiesen.
Andi
00:39:08
Da die Sandkiste, Spielplatz, da ist ein Totholz, da ist ein Busch, ein Obst, was weiß ich ja. Bunt gemischt und je mehr Vielfalt auf kleinem Raum ist, umso mehr Artenvielfalt kann es eben beherbergen. Oder zum Beispiel auch eben bei Wildbienen, mit denen ich mich jetzt aktuell mehr beschäftige. Also da sind ja auch die meisten, in Österreich haben wir über 700 Bienenarten und die meisten leben einzeln. Das heißt, jedes Weibchen baut sein eigenes Nest und sammelt eben Pollen, macht dann so ein Pollenpaket, das ist da im Nest deponiert, dann legt sein Ei dazu, verschließt die Zelle und geht eben wieder auf Pollen suche.
Dominique
00:39:50
Ein Ei sozusagen.
Andi
00:39:51
Ja, Brutzelle und genau, dann baut es halt nächste Brutzelle oder so. Und ja, das ist aber komplett irre, wie viele Pflanzen die teilweise besuchen müssen, um eine Brutzelle zu verproventieren. Die müssen da x-mal ausfliegen, hinher, hinher. Das heißt, und Wildbienen sind oft spezialisiert. Viele Arten brauchen entweder eine bestimmte Pflanzengruppe, also es können Schmetterlingsblütler sein oder Korbblütler oder was weiß ich. Oder sogar manche sind noch viel mehr spezialisiert, also auf Glockenblumen zum Beispiel. Also die brauchen dann diese spezielle Pflanze und in der Nähe dann aber auch noch eine Struktur, wo sie ihr Nest anlegen können. Da sind sie auch sehr unterschiedlich. Manche, also viele, circa die Hälfte legt die Nester im Boden an, aber da brauchen sie auch irgendwo eine halbwegs offene Bodenstelle und haben auch unterschiedliche Ansprüche, was das für ein Boden sein soll. Ob der jetzt sandiger sein soll oder lehmiger oder was weiß ich. Oder manche zum Beispiel in Ästen oder in Totholz. Es gibt sogar Schneckenbienen, die in leeren Schneckenschalen ihre Nester anlegen. Und dann kann man sich schon vorstellen, sie braucht eben diese Niststruktur und diese Pollenquelle. Und wenn die jetzt nah beieinander sind, dann kann sie halt mehr Nester, mehr Brutzellen anlegen. als wenn sie halt ewig weit fliegen muss, um den Pollen zu sammeln. Das war jetzt nur ein Beispiel, um zu illustrieren, wie sich diese Vielfalt in der Landschaft positiv auf die Artenvielfalt auswirkt. Und bei Bienen, aber auch bei den meisten Insekten gilt natürlich schon, dass der Blütenreichtum eine große Rolle spielt. Also wobei natürlich heimische Blüten und vor allem, also da gibt es schon insektenfreundliche Pflanzen und Pflanzen, die jetzt keine Nektar zum Beispiel oder so, also die nicht evolutiv für Insekten ausgerichtet sind, da kann man sich sehr gut im Internet informieren. Ja, aber ich bin darüber hinaus, also dass man natürlich, wenn man irgendeine Fläche zur Verfügung hat, sehr viel machen kann. Finde ich, kann jeder eigentlich sehr viel machen und vor allem, also jeder und jede in seinem Bereich, also zum Beispiel auch, sage ich jetzt mal, Lehrerinnen oder Kindergärtnerinnen oder so, weil also auch seine Studie gezeigt hat, was Menschen dazu bewegt, sich umweltfreundlich zu verhalten Und das unabhängig davon, wie viel man weiß über Umwelt und wie man sich verhalten müsste, das, was dann beeinflusst, ob man das dann auch wirklich tut, sind Erlebnisse in der Kindheit. Und wenn man irgendwelche naturnahen Erfahrungen in der Kindheit gemacht hat und das kann sogar irgendwie Angeln sein oder so, aber irgendwie versteht, dass wir von der Natur abhängen oder von der Natur schöpfen.
Elisabeth
00:43:09
Und ein Teil
Andi
00:43:10
Der Natur sind, dann wird das wohl verinnerlicht und dann ist man eher bereit, etwas zu tun. Ja, für die Natur. Und deswegen ist es sehr wichtig, mit Kindern auch den Naturkontakt zu ermöglichen, mit ihnen rauszugehen, ihnen solche Erfahrungen zu ermöglichen. Ja, also auch in der Schule. Eine Kollegin von mir, Ines Meho-Planta, hat zum Beispiel die tolle Idee gehabt, ich tue die jetzt überall herunterzählen, dass man die Skikurse durch Naturwochen oder Artenvielfalt, Biodiversitätswochen ersetzt.
Dominique
00:43:56
Und auch für die Eltern nicht so viel ausgeben zu müssen,
Andi
00:44:00
Für Skikurse, die sich dann am meisten haben. In den Nationalpark gehen. Also es gibt diese Angebote heutzutage und es gibt schon Schulen, die sowas machen, aber es ist noch nicht institutionalisiert und da merkt man schon, okay, institutionalisiert. Also natürlich ist ein großer Faktor die Politik. Jetzt sind wir nicht alle Politiker, aber interessiere ich mich dafür oder hinterfrage ich die Entscheidungen eines Politikers, einer Politikerin hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt? Also zum Beispiel berücksichtige ich das bei meinem Wahlverhalten oder sonst irgendwas, diese Faktoren. Ich meine, da kann natürlich auch jeder mal selber bei sich selber oder zum Beispiel fordern, sage ich jetzt mal auch von den Lokalpolitikern, dass sie diese Themen irgendwie thematisieren, mitdenken, dass sie dazu Stellung nehmen, sie einfach fragen, wie sie dazu stehen, weil es ja oft gar nicht ist, dass sich jemand negativ dazu äußert, sondern dass sie die Themen komplett außen vor lassen, wie wenn sie uns nicht betreffen würden.
Dominique
00:45:00
Ich glaube, da gibt es schon recht viele positive Beispiele, gerade was das Mähen betrifft. Ich glaube, das haben wir sogar in Weibersdorf bei uns gemerkt. Es wird nicht mehr so oft die Böschung gemäht. Und da kann man durchaus als einzelner Bürger, indem man einfach hinterfragt oder schon einiges bewirken.
Andi
00:45:17
Genau, oder da eben gerade beim Mähen, das ist eher ein Klassiker, der kurz gemähter Rasen. Was uns ja, ich meine eben, was jetzt seit, keine Ahnung, 200, 300 Jahren Mode ist, aber wo jetzt einfach die Zeit ist, dass das außer Mode kommen sollte, weil das eine extreme Verschwendung an Fläche ist und ich sage, gerade in Zeiten, wo wir merken, also es geht alles bergab, die Artenvielfalt, die Qua, Qua, Qua, also es geht echt bergab und also wir können es uns nicht mehr leisten, Flächen so zu verschwenden. Also wir müssen jetzt nicht da jetzt in Mitteleuropa irgendeinen, was weiß ich, einen riesigen Nationalpark schaffen. Wir müssen nur einfach die Flächen, die uns zur Verfügung stehen, in welcher halt Rasen, zu Blühwiesen umwandeln. Und das ist ja was, was im Endeffekt, was ja auch schön ist, wovon wir ja dann auch profitieren können. Dann sein Mindset ein bisschen auch anpassen muss, okay. Finde ich das jetzt ungepflegt, ist das jetzt schlimm, wenn das halt jetzt kurz so ausschaut, wie ich es gelernt habe, dass man das ungepflegt nennt, ist das jetzt wirklich was Schlechtes oder ist das also sich selber ein bisschen die eigenen, wie sagt man, die Glaubenssätze, genau, die eigenen Glaubenssätze ein bisschen überprüfen und gegebenenfalls überarbeiten. Es gibt sehr viele Ebenen, auf denen man was tun kann.
Dominique
00:46:52
Und wenn Sie jemanden geniert, einfach ein Schild hinstellen, Insektenwiese, dann passt das, dann ist es auch für die Nachbarn.
Andi
00:46:58
Ja, genau. Das war auch ein Projekt in Tübingen, ich glaube, Blühwiese Tübingen oder so, da haben sie eben untersucht, wie sich unterschiedliche Mähregimes auf die Artenvielfalt auswirken, also ganz massiv. Und es hat aber großen Widerstand in der Bevölkerung gegeben, bis man genau solche Schilder hingestellt hat. Also was ja eh ein bisschen blöd war, aber da denkt man auch nicht dran. Oder überhaupt als Biologe findet man das dann sowieso toll. Und das war wirklich, sobald man dann eben den Hintergrund und alles erklärt und qua qua, war es okay. Aber einfach so, das ist nicht gemäht.
Dominique
00:47:35
Wie schaut das aus? Wie schaut das aus,
Andi
00:47:36
Warum ist das nicht gemäht? Beschwerde.
Dominique
00:47:41
Ja, jeder, der am Land wohnt, kennt das. Wie schnell man da als Geschlampert abgestempelt wird.
Elisabeth
00:47:50
Wir sind die Geschlamperten so ganz nebenbei.
Andi
00:47:53
Ihr seid die Geschlamperten.
Elisabeth
00:47:55
Also vielleicht sollte Marge wieder aufstehen.
Andi
00:47:58
Ich ja.
Dominique
00:48:00
Der Dreckt sind die da machen.
Elisabeth
00:48:04
Werbung. So oder so ähnlich klingt es wahrscheinlich in einem Ameisenhaufen. Wusstest du, dass Ameisen äußerst faszinierende Tierchen sind? Sie sind clever, sie sind stark, sie können ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichtes tragen. Aber sie sind auch ein bisschen grausam. Sie rauben die Puppen anderer Ameisenvölker, ziehen diese groß und verwenden sie nachher als Sklaven. Es kommt aber noch viel schlimmer. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der University of Hof Sonnenweide entführen Sie Menschen aus Ihrem Schlafzimmer und versklaven Sie. Außer die Menschen haben den Lass die Sau raus Podcast abonniert, rezensiert und bewertet und haben eine Patenschaft für ein Tier auf Hof Sonnenweide. Also sei gescheit, lass dich nicht entführen und versklaven, unterstütz den Lebenshof Sonnenweide und schlaf damit weiterhin tief und fest. Guten Nacht, Werbung Ende.
Dominique
00:49:11
Ein total spannendes Thema. Also ich hätte noch tausend Fragen, ich habe noch Belangst, dass es ausufert. Aber eines würde mich schon noch interessieren. Vielleicht kriegen wir das noch unter Andi. Und zwar, weil du hast da beschrieben, das Wanderverhalten von Insekten, das war für mich vollkommen neu. Kannst du dann ein bisschen was dazu sagen?
Andi
00:49:30
Ja, das war tatsächlich, da habe ich mich auch erst übers Buch, zumindest in der Zeit, in der ich das Buch geschrieben habe, bin ich da auch erst auf das Thema reingekippt und eigentlich eben über, genau das, was ich vorher beschrieben habe, dass ich halt eine Art, eine Schwebpflege, also habe ich halt, okay, das ist die Mistbiene, also habe ich ein bisschen gekannt und dann habe ich mal gegult, diese Mistbiene, die, wandert, also eben dieses komplette 0815 Insekten, sie heißt Mistbiene, es ist eine Schwebpflege, genau, das habe ich jetzt nicht gesagt, und ihre Larven heißen auch noch Rattenschwanzlarven, weil die so eine Röhre haben. Oh Gott, die Mistbiene, Rattenschwanz, das letzte vom letzten Insekt, sage ich jetzt mal zumindest vom Namen her. Und dann ist das eine Art, die halt auch migriert, die wandert in den Süden im Winter. Und ich denke, das ist so irre, dass Insekten und extrem viele Insektenarten, also auch Libellenarten und Blattläuse und was weiß ich, hier führen, Wanderungen durch über hunderte Kilometer eben über den Winter, also entweder Insekten fallen in so ein. Ruhestadium über den Winter oder sie wandern in wärmere Gebiete, wo sie sich weiter fortpflanzen können, also es sind halt unterschiedliche Strategien, aber es ist halt so, irre, wie die das schaffen und die Art, die ich da eben genauer beschreibe, also das ist überhaupt die, die ist halt am besten untersucht, also bei den meisten Arten weiß man wenn überhaupt, dass sie es tun und vielleicht im, Aber nicht viel mehr, aber wo es halt richtig gut untersucht ist, ist der Monarchfalter und das ist in Amerika. Das ist in den USA, ja. Ja, in den USA. Das ist eben so ein schöner Schmetterling, also der jetzt auch auffällig ist. Und wo man tatsächlich auch erst vor, also irgendwann, ich glaube, in den 70er Jahren entdeckt hat, wo der überwintert, was unter anderem eben in Mexiko. Auf einem Quadratkilometer sind dann eben Millionen von Faltern, die da auf den Bäumen hängen, den Winter verbringen. Aber das Irre ist, dass die eben aus unterschiedlichen Regionen in den USA irgendwie. Wo sie über Generationen hinweg in den Norden wandern, also das führt dann eben zu physiologischen Änderungen im Körper. Die nächste Generation ist dann quasi ein Wanderfalter, also der hat dann mehr Fettreserve und da wird dann auch die Fortpflanzung passiert und so weiter und der schlüpft und der fliegt dann plötzlich in den Süden und findet ohne jemals dort gewesen zu sein, also finden sie aus unterschiedlichen Regionen in den USA sammeln sie sich auf einem Quadratkilometer irgendwo in Mexiko, also ich meine das ist irre und da gibt es ja dann Winde, also die fliegen ja in unglaublichen Höhen, werden da ja irgendwo vertrifftet, müssen das korrigieren. Wie navigieren die da? Woher wissen die, wo die hin müssen? Und eben beim Monarchfall, da hat man da schon einiges, also versteht man schon ein bisschen, was für einen Kompass der hat und was weiß ich, dass der irgendeinen Magnetsinn hat, die man dann trotz der Meere. Aber am Ende des Tages versteht man es auch noch nicht komplett. Also man versteht einige Aspekte und tut sich so langsam dieses Bild wie so ein Puzzle. Es sind schon ein paar Teile drinnen, dass man so ungefähr eine Ahnung vom Bild kriegt. Aber im Detail versteht man es bis heute noch nicht, wie der dann genau...
Dominique
00:53:05
Und die Mistbiene, die heimische, ich glaube, es gibt ja ein Projekt, das du, glaube ich, geleitet hast, oder wo du dabei warst, Museumsquartier, oder? Die Wiese vom Museumsquartier. Und wo wandert die Mistbiene dann hin?
Andi
00:53:17
Die wandert, ich glaube, eher Südeuropa oder so. Ich glaube Süditalien, das weiß ich jetzt gar nicht.
Dominique
00:53:25
Also doch auch länderübergreifend.
Andi
00:53:27
Ja, auf jeden Fall länderübergreifend. Südeuropa, hätte ich jetzt gesagt. Ich weiß nicht, ob es vielleicht auch noch, ob es weiterverbreitet ist. Das weiß ich jetzt nicht auswendig. Also länderübergreifend auf jeden Fall. Aber es ist bei der nicht so, dass sich die eben dann irgendwo sammeln auf der winzigen Fläche. Also es ist jetzt nicht.
Dominique
00:53:45
Ja, trotzdem.
Andi
00:53:46
Aber trotzdem arg.
Dominique
00:53:47
Das Kopferl ist klein.
Andi
00:53:48
Ja, und ich habe eben, ich habe dann, und der Distelfalter, das habe ich aber auch erst im Nachhinein erfahren. sonst hätte ich den auch noch ins Buch reinknommen. Der kann wohl auch 4000 Kilometer.
Elisabeth
00:54:00
4000 Kilometer, das ist schon. Wir könnten jetzt noch tagelang weiter plaudern über diese Faszination, die diesen Tieren in ihr wohnt. Das ist wirklich großartig. Wir wären nicht fertig mit dem Staunen. Und das ist das, was mir jetzt gerade ein bisschen durch den Kopf gegangen ist. Wir haben ein bisschen das Staunen verlernt als Menschheit irgendwie, oder? Also irgendwie ist gekippt von Staunen und ehrfürchtig sein und es irgendwelchen Gottheiten zuschreiben, werden wir es nicht verstehen, in Richtung Wurscht. Werden wir es nicht verstehen, verdrängen wir es und es ist halt Wurscht, wir nehmen es einfach gar nicht mehr wahr, anstatt öfter hinzuschauen. Nämlich, ich glaube, das werde ich in Zukunft machen, wenn ich bei der Tür rausgehe, die Insekten da draußen wieder ein bisschen mehr wertschätzen.
Dominique
00:54:42
Zum Glück zählen Zecken nicht zu Insekten.
Andi
00:54:45
Genau. Und ich glaube, das ist aber auch ein, also irgendwie so die Chance für die, weil also ich sage jetzt mal diese Wende, die irgendwo notwendig ist, und wo viele Angst davor haben, nein ich will jetzt auf nichts verzichten aber wenn man sich diesen Konsum Wahn heutzutage anschaut und das Tempo und alles ich meine, ist das wirklich die beste aller Welten, in der wir leben können oder gibt es da also, gibt es vielleicht Wege, wo ich jetzt sage eben, dass man das Staunen, die Langsamkeit oder andere Dinge wiederentdeckt, von denen auch sowohl der Mensch als auch die Umwelt profitieren würden.
Elisabeth
00:55:32
Ein wunderschönes Schlusswort. Aber wir sind noch nicht ganz am Ende angelangt, denn es gibt ja noch die Lass die Sau raus Playlist. Und du hast mir schon einen Titel geschickt, ich freue mich schon total drauf. Wie lautet der, Dominik?
Andi
00:55:45
Das ist von den einstürzenden Neubauten, The Garden. Und ich liebe die einstürzenden Neubauten. Und das ist so lustig. Tatsächlich, vor langer, langer Zeit bin ich mal irgendwann nächtens in ein Festel gestolpert, auf einem Feier und da hat es genau dieses Lied gespielt und ich war total, gefangen darin und bin dann gleich nachher zum Tisch, was war das für ein Lied? Das kann ich noch nie. Und seitdem habe ich es halt, ja, ist es, habe ich dieses Lied im Playlisten und da haben wir gedacht, das passt aber auch sehr gut, genau, weil da geht es. Sehr gut.
Elisabeth
00:56:23
Ich freue mich darauf, das drauf zu packen. Ja, und ich habe eigentlich Kanz gehabt, ich habe kein Lied vorbereitet, aber jetzt während dem Gespräch ist mir ans Eingefallen, Da geht es um ein Insekt, nämlich vom Ludwig Hirsch, die Gösen. Ich meine, gut, ich weiß nicht, ob er es zum Schluss erwischt. Ich glaube, er erwischt es nicht.
Dominique
00:56:38
Nein, er erwischt es zur Frau.
Elisabeth
00:56:40
Er erwischt es zur Frau, wirklich?
Dominique
00:56:41
Ja, ist ja makaber.
Elisabeth
00:56:43
Er Ludwig Hirsch, halt. Und ausnahmsweise, wir haben Buchteam auch mit dabei, weil wir gerade über Langsamkeit gesprochen haben, nämlich die Entdeckung der Langsamkeit von Stan Adolny. Das passt nämlich ganz gut dazu, weil da geht es um einen Mann, der, wie kann man das beschreiben, Alles sehr langsam wahrnimmt. Ich sage es jetzt einmal so. Aber das ist eine spannende Geschichte. Führt einen in eine andere Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, in eine andere Welt zu denken. Nämlich, also er nimmt, genau so kann man es ganz gut beschreiben, Vorgänge, die uns nicht bewusst sind, die wir nicht wahrnehmen, weil sie so langsam ablaufen, wie Gezeiten oder den Sonnenstand oder ähnliches. Das nimmt er total gut wahr, weil er eben in diesem langsamen Tempo denkt und ist dadurch ein ausgezeichneter Seefahrer, Navigator und so weiter, weil er diese Vorgänge einfach so gut erkennt. Aber ich glaube, das brauchen wir auch, uns auf die Erlangsamkeit einzulassen und diese Vorgänge, die uns normalerweise nicht bewusst sind, weil sie halt so langfristig ablaufen, denen wieder mehr Beachtung schenken und weniger TikToken und Facebook und whatever.
Dominique
00:57:44
Ja, und natürlich der Buchtipp, der passend ist, Insektengeflüster über das verborgenen Leben auf sechs Beinen. Da haben wir gar nicht gesprochen, wie sie Insekten überhaupt definieren, aber durch sechs Beine, oder? Ganz simpel.
Andi
00:57:57
Also ich sage jetzt mal ja, es gibt da noch eine Mini-Unterscheidung für Wissenschaftler zwischen sechs Füßen und Insekten, aber für sechs Beine.
Dominique
00:58:10
Für normalen Menschen reicht es. Und alle anderen soll studieren. Genau. Das ist das genau.
Elisabeth
00:58:15
Es gibt viel zu studieren, wie wir gehört haben.
Dominique
00:58:18
Verlinken wir euch natürlich alles wieder in den Shownotes. Ja, dann sagen wir herzlichen Dank für das Gespräch. War voll spannend. Wieder viel gelernt. Und ja, lass es sich auch aus.
Elisabeth
00:58:28
Lass es sich auch aus. Danke fürs Vorbeikommen.
Andi
00:58:31
Ja, danke. Ciao.
Music
00:58:33

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